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Zickenkrieg im Büro

Zicken, Dissen, Mobben
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Mehr als jeder neunte Berufstätige ist oder war schon einmal Opfer von Mobbing.
Es kann jeden und jede treffen. ...

Von Ursula Willimsky

...

Wo hört Lästern auf, und wo fängt Mobbing an?

Klar, kleine Sticheleien im Büro wird es immer geben, und die gehören auch irgendwo dazu. Eine Lästerei über die un-mög-lichen Strümpfe der Kollegin – "Hell! Und dabei
hat sie doch ohnehin so dicke Waden!" – das ist das eine.

Doch wenn es richtig bösartig wird, wenn plötzlich eine Kollegin mit Worten, Taten
oder totalem Ignorieren fertiggemacht wird – dann ist das etwas anderes. Nämlich Psychoterror, der Menschen krank machen kann. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 10 Prozent aller Mobbing-Opfer ernsthaft erkranken. Dagegen kann man etwas tun.

Wenn's ganz böse wird, hilft zum Beispiel die gute alte Notbremse. Einfach mal Stopp!" sagen, statt tatenlos zuzuhören, wie Abwesende durchgehechelt werden.
Ein klares: "Kannst Du das beweisen?", wenn eine Kollegin mit Unterstellungen um sich wirft, oder schon ein: "Das wird mir jetzt zu bösartig" nimmt so manchem Lästermaul den Wind aus den Segeln und signalisiert, dass nicht die ganze Bürogemeinschaft so tickt wie die vermeintliche Rudelführerin.

Typisch weiblich Aggression

Jungs schlagen, raufen und boxen, wenn sie aggressiv sind. Mädchen sind lieb.
Scheinbar. Denn auch sie sind aggressiv – bloß zeigt sich das bei ihnen anderes. "Relationale Gewalt" nennen Wissenschaftler die Versuche von Mädchen, die
eigene Machtposition zu stärken, indem sie Bösartigkeiten absondern oder Einzelne
aus der Clique rausekeln.

Und irgendwie geht es beim sogenannten "Zickenkrieg" im Büro auch um nichts anderes, und auch der kann ja in Mobbing ausarten. Ursachen für dieses Verhalten sind vielfältig. Manchmal entsteht eine Mobbing-Situation, weil eine ganze Abteilung komplett unterfordert ist. Denen ist dann langweilig und sie reagieren sich halt anderweitig – sprich: aneinander – ab. Häufiger kommt es vor, dass sich langangestauter Stress
ein Ventil sucht. Und ganz oft entsteht Mobbing in Büros, in denen alle Karriere
machen wollen. "Gerade eher durchschnittlich begabte Mitarbeiter glauben dann,
dass sie mit der Stigmatisierung von Kollegen Karriere machen können", sagt
Lothar Drat vom Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing.

Ein Teufelskreis beginnt

Erst wird schlecht über einen geredet. Irgendwann kann man das nicht mehr ignorieren. Man wird fahrig, nervös – vielleicht unterlaufen einem zu diesem Zeitpunkt sogar tatsächlich Fehler. Der Mobber wird bestätigt – und spätestens dann kann man
tun und lassen was man will – es ist immer das falsche.

Soweit darf man es als Mobbing-Opfer nicht kommen lassen: Sich auf jeden Fall wehren, bevor andere Kollegen – oder der Vorgesetzte - die üblen Nachreden als Tatsache hinnehmen!

Erfordert viel Courage, ist aber ein probater erster Schritt: Den Mobber direkt ansprechen. Grenzen aufweisen. Nicht zwischen Tür und Angel, und auch nicht da, wo alle mithören können. Sondern unter vier Augen: "Was soll das? Worum geht´s Dir eigentlich?“" Ist
der Aggressor der Chef, wird die Sache schon heikler. Lothar Drat empfiehlt die "öffnende Zauberfrage": "Sagen Sie mal, welche zwei, drei Sachen wünschen Sie sich von meiner Seite, damit wir in den nächsten Jahren gut zusammenarbeiten können?" Das hat nichts mit Selbstverleugnung zu tun, sondern ist ein cleverer Schachzug – der Vorgesetzte fühlt sich nicht durch Vorwürfe in die Ecke gedrängt, muss aber Stellung nehmen und deutliche Anweisungen geben.Und nimmt sich damit selbst den Boden für weitere Mobbing-Attacken. Mangelnde Führungsqualitäten gelten übrigens als eine der Hauptursachen für Mobbing im Betrieb. Da, wo klare Richtlinien herrschen, haben Querulanten es schwer.

Holen Sie sich Hilfe

Egal, ob der Chef oder die Kollegin die Übeltäterin ist – nicht jede hat genug Selbstvertrauen, allein mit der belastenden Situation zurechtzukommen. Und
oft ist die Situation auch schon zu festgefahren, um allein eine Lösung zu finden.

Dauert Mobbing schon länger an, empfiehlt es sich, ein Tagebuch zu führen
("3.11.: Frau Schmidt hat wichtige Informationen auch auf Nachfrage nicht weitergegeben."). Ein solches Tagebuch kann im Ernstfall sogar wichtig für eine Verhandlung vor dem Arbeitsgericht sein – und es hilft, die leidige Angelegenheit wenigstens ein bisschen zu verarbeiten. Je länger das Mobbing schon anhält, desto wackliger ist das Selbstwertgefühl ja ohnehin. Mobbing geht an die Substanz. Und das darf man ruhig zugeben. Wer allein nicht mit der Situation zurechtkommt oder Angst hat, dass nach einer Aussprache alles nur noch schlimmer wird – der sollte sich Hilfe holen, bevor er aktiv wird. In jeder größeren Stadt gibt es entsprechende Anlaufstellen oder Selbsthilfegruppen.

Auch Frauenbeauftragte, Krankenkassen, Betriebs- und Personalrat, ein Vorgesetzter oder die Personalabteilung können Anlaufstellen sein. Lothar Drat: "Die einen sind die Polizei – die anderen die Feuerwehr." Will heißen: Wer sich Hilfe innerhalb des Betriebes holt, muss damit rechnen, dass der Mobbingfall Konsequenzen haben wird. Wer sich Hilfe von außen holt, wendet sich an die "Mobbing-Feuerwehr": Dort wird niemand bestraft, sondern Ursachenforschung betrieben und Lösungsmodelle gefunden. Der Vorteil: Bei einer externen Beratung muss man kein Blatt vor den Mund nehmen und kann sich im Überschwang der Gefühle verbal auch mal sehr weit aus dem Fenster lehnen. Gerade heiklere Situationen – wenn etwa der Schuldige zugleich der Sohn eines Vorstands-
mitgliedes ist – lassen hier manchmal leichter in den Griff bekommen als bei einer betriebsinternen Stelle.

Sofort handeln

Generell empfehlen Experten, sich so früh wie möglich gegen jede Art von systematischer Schikane zur Wehr zu setzen. Das gilt auch für sexuelle Belästigung.

Wer bei den ersten Versuchen sofort Grenzen setzt, verhindert, dass der Aggressor sich an die Grenzenlosigkeit gewöhnt. Und dann vielleicht sogar fassungslos reagiert, wenn man plötzlich nicht mehr jede Anzüglichkeit einfach erträgt.

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