In den Augenkliniken herrscht meistens Harmonie

Bestandsaufnahme der Mobbing-Situation in deutschen Kliniken
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Während andere Disziplinen über Mobbing und seine Auswirkungen klagen, kennen es Augenärzte anscheinend nur vom Hörensagen.
(hof/maw/tb)

Immer die schlechtesten Dienstzeiten, ständige Zuteilung unattraktiver Aufgaben, kein Gespräch mehr mit Kollegen - Mobbing unter Ärzten! Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" hat mit einem Bericht (29/1999: „Ende eines Traumberufs") diese Thematik auf Anhieb wieder ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getragen.

Als wenig prekär charakterisiert Prof. Christian Ohrloff, Direktor des Zentrums für Augenheilkunde, die Situation der Ophthalmologen in der Uniklinik der Frankfurter Johann­Wolfgang-Goethe-Universität: „In unserem Bereich hat es bisher keine Beschwerden von Mitarbeitern über Mobbingvorfälle gegeben. Es herrscht eine gute und motivierende Arbeitsatmosphäre." Jedoch sei es die dringendste Aufgabe eines jeden Klinikchefs, die Bedingungen seiner Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu beobachten sowie eventuelle, strukturelle Spannungen frühzeitig zu erkennen. Diese schnellstmöglich zu beseitigen sei die oberste Priorität des Chefs, wie Ohrloff sich eine gut funktionierende Mobbing-Prophylaxe vorstellt.

Entgegen einschlägiger Äußerungen von Vertretern anderer Fachrichtungen zu den Tendenzen in ihrer jeweiligen Disziplin scheint Mobbing kein akutes Thema in den Reihen der Ophthalmologen zu sein. Spekulierten z.B. manche Kardiologen schon öffentlich über das Abschaffen der Habilitation als ultimativem Machtmittel gegenüber den jungen, aufstrebenden Uniklinikem, so will man in den ophthalmologischen Abteilungen der verschiedenen Kliniken davon nichts wissen oder gemerkt haben.

Ihr Chef habe sich noch nie mit der Mobbingfrage befasst und sähe dafür auch keinen Bedarf, lässt Prof. Eberhart Zrenner, Geschäftsführender Direktor der Augenklinik der Tübinger Eberhard-Karls-Universität, seine Sekretärin die Bitte um ein Interview mit den Ophthalmologischen Nachrichten abwiegeln. Aller Harmonie zum Trotze scheint sich Mobbing als Spitze des Eisbergs der Arbeitsbelastungen von Kliniken abzuzeichnen. Generell drückt die unbefriedigende Perspektive in der Klinikarbeit auf die Stimmung und damit auf das Betriebsklima. ... Nur ein Viertel der Befragten Ärzte steht noch „ohne jede Bedenken" zu seiner Berufsentscheidung.

Das Mobbing auch nach wie vor ein Thema im Klinikalltag ist, glaubt Lothar Drat, Vorsitzender des Vereins gegen psychosozialen Stress und Mobbing e.V. (VPSM).
Er fordert ein wissenschaftlich fundiertes Mobbing-Ranking der deutschen Kliniken. Der Hamburger Neurologe und Psychiater Dr. Peter Halama macht das Problem aus seiner Sicht an den Hauptakteuren fest: „Bedenklich ist der Umstand, dass die mobbenden Chefs, aber auch die anderen Ärzte, die sich durchaus über die psychosozialen Konsequenzen ihres verantwortungslosen Verhaltens für ihre Opfer im klaren sein dürften, wider besseres Wissen gnadenlos weitermachen."

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