Jeder Mitarbeiter ist ein mögliches Mobbing-Opfer

Mobbing kann jeden treffen – sogar leistungsbereite und ehemals gut integrierte Mitarbeiter. Helfen kann meist nur ein geschulter Berater.

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Kollegen können zu guten Freunden werden - sie können einem den Arbeitsalltag aber auch systematisch zur Hölle machen. Manch einer ist im Job über Monate oder gar Jahre hinweg permanent Sticheleien, Anfeindungen und Sabotageakten ausgesetzt. Das zehrt an den Nerven und belastet nicht selten auch die physische Gesundheit. "Grundsätzlich kann Mobbing jeden treffen. Selbst Führungskräfte sind davor nicht gefeit", sagt Heinz Backes, Geschäftsführer der Mobbing-Kontaktstelle im Bistum Aachen

Oft seien Betroffene vor dem Mobbing eigentlich angesehene, gut integrierte Mitarbeiter, berichtet Lothar Drat vom Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing (VPSM) in Wiesbaden. Die Gründe, weshalb jemand schließlich zur Zielscheibe der Kollegen wird, sind vielfältig. "In klassischen Mobbing-Konstellationen versuchen andere dann, diese Person beispielsweise durch das gezielte Vorenthalten von Informationen und die Verbreitung von Gerüchten systematisch zu entwürdigen", sagt Drat.

Dabei werde das Opfer dieser Attacken in der Wahrnehmung der anderen meist irgendwann zum Täter: "Egal, was der Betroffene tut - alles wird ihm zu seinen Ungunsten ausgelegt", beschreibt der Experte.


Individuelle Lösungsstrategie erarbeiten

Wie man sich aus so einer oft extrem belastenden Situation befreien kann, muss individuell entschieden werden. "Oft stecken höchst komplexe Geschichten hinter dem Mobbing", sagt Heinz Backes. Wichtig sei in jedem Fall, dass man frühzeitig reagiere. "Manche Betroffene warten so lange, bis nicht mehr viel geht", sagt der Experte. Dann werde beispielsweise schon die Kündigung ausgesprochen, weil der Angestellte aufgrund des Drucks immer wieder arbeitsunfähig ist.

Lothar Drat empfiehlt als ersten Schritt eine sorgfältige Analyse der Situation. Es ginge darum, herauszufinden, welche Ursachen zugrunde liegen, wer die handelnden Personen sind, welche Interessen hinter dem Konflikt stecken. "Eine Gefahrensituation wird oft über- oder unterschätzt", sagt Drat. Es sei wichtig, dass man einen realistischen Blick auf die Lage bekomme, ohne übertriebene Panik zu bekommen oder das Ganze herunterzuspielen.

Möglicherweise sei man gar nicht persönlich gemeint, sondern fungiere eher als Blitzableiter für eine allgemein schlechte Stimmung im Team. "Es kann aber auch sein, dass man einen Gegner hat, der um jeden Preis Karriere machen will." Für die Analyse sei es hilfreich, Freunde und Familie mit einzubeziehen und um deren Einschätzung der Situation zu bitten.

"Mit diesen Erkenntnissen im Gepäck kann man dann einen professionellen Mobbing-Berater aufsuchen, der mit fundierten Kenntnissen auf die Situation blickt", sagt Drat. Ein besonderer Fokus in der Klärung von Mobbing-Situationen müsse seinen Erfahrungen nach immer auf dem Bereich Schlichtung und Vermittlung liegen, um für alle Beteiligten ein schnelles und gutes Ergebnis zu erzielen und langwierige, nervenaufreibende Prozesse zu vermeiden.

Wichtig sei, dass man sich über seine Ziele klar werde: Möchte man eine Abfindung erhalten und erhobenen Hauptes gehen? Oder möchte man rehabilitiert werden und seinen Arbeitsplatz behalten?

Jeder Schritt zur Lösung der Situation müsse außerdem gut durchdacht werden: "Eine frühe Beschwerde beim Vorgesetzten kann beispielsweise dazu führen, dass eine interne Klärung des Konflikts gar nicht mehr möglich ist", sagt Lothar Drat. Auch wenn ein Anwalt verfrüht einschreite und mit rechtlichen Konsequenzen drohe, könne eine einvernehmliche Lösung dadurch erschwert werden.

Wesentliche Punkte notieren

Wichtig sei, dass man sich wesentliche Vorgänge notiere. Dabei sollte man die Fragen "wer?", "was?", "wann?", "wo?" und "wie beweisbar?" beantworten. Dies sei nicht nur eine wichtige Vorarbeit für den Mobbing-Berater, es helfe auch, bei Gesprächen über die Situation schneller auf den Punkt zu kommen.

Außerdem helfe das Aufschreiben bei der Verarbeitung der Situation. "Allerdings sollte man solche Dokumentationen für Außenstehende immer sortieren und aufbereiten, damit andere sich schneller darin zurechtfinden", sagt Drat.

Heinz Backes empfiehlt Mobbing-Betroffenen, sich mit ihren Sorgen nicht nur auf Freunde und Familie zu stützen, sondern professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. " ...

Wichtig sei, dass man auch ein Leben fernab des Mobbing-Konflikts führe und sich nicht 24 Stunden von seinen Problemen gefangen nehmen lasse. "Viele fühlen sich in dieser Situation wie in einem tiefen Loch, geben liebgewonnene Hobbys auf, verlassen Vereine", weiß Backes. Dabei sei es gerade in dieser belastenden Zeit notwendig, Dinge zu tun, die einem Spaß machen und den eigenen Blickwinkel verändern.

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