Hilfe für Mobbing - Opfer
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Rod am Berg. „Jetzt bin ich soweit, dass ich anderen helfen kann“, meint Elke Stügelmaier. Die 53jährige möchte eine Selbsthilfegruppe für Mobbing-Opfer gründen, die erste im Hochtaunuskreis. Jetzt sucht sie Betroffene, Förderer und einen Raum für die Treffen. „Dann kann es losgehen“.

30 Jahre war die Rod am Bergerin als Erzieherin bei der evangelischen Kirche Hessen-Nassau angestellt, davon neun Jahre als Leiterin eines evangelischen Kindergartens in Neu-Anspach. „Mobbing passiert da, wo sich die Arbeit nicht messen lässt“, erklärt sie. Also vor allem in pädagogischen Jobs, im Management und im öffentlichen Dienst. Und außerdem in erster Linie dort, wo, wie sie meint, intelligente Menschen arbeiten. Denn anstatt Kollegen am Arbeitsplatz körperlich anzugreifen, werden diese psychisch anhand von Verleumdungen, Kränkungen oder Intrigen unter Druck gesetzt. Das Motiv ist meist Neid auf den Besitz, die Leistung oder den Job des Konkurrenten. Offiziell definiert ist Mobbing als „konfliktbeladene Kommunikation am Arbeitsplatz“ - sozialer Stress.

Drei Jahre hatte Stügelmaier selbst mit Mobbing zu kämpfen, seit einem Jahr ist sie von ihrer Arbeit frei gestellt und macht nun seit Juni eine Ausbildung zur Arbeitsplatzkonflikt- und Mobbing-Beraterin beim Wiesbadener Verein gegen Psychosozialen Stress und Mobbing (VPSM). In dieser Zeit hat sie sich nicht nur ihre eigenen Probleme verarbeitet, sondern auch viel zum Thema Psychologie gelernt. Sie kann Ratschläge in rechtlicher Hinsicht geben und über auf das Thema spezialisierte Ärzte und Anwälte informieren. Außerdem - und das ist das Wichtigste - mochte sie die Gespräche in der Selbsthilfegruppe leiten und den Menschen zuhören. „Die Leute sollen erzählen, was ihnen passiert ist“, motiviert sie alle Betroffenen, nicht alleine mit den Problemen zu bleiben, sondern sich mit anderen auszutauschen. Außerdem möchte die 53-Jährige das Selbstbewusstsein der Mobbing-Opfer stärken. Denn das ist, befindet sich ein Mensch in einem Arbeitsplatzkonflikt, ganz im Keller.

„Die Betroffenen haben kein Selbstwertgefühl mehr“, so Stügelmaier, „viele glauben, sie sind defekt und alleine mit ihren Probleme“, berichtet sie aus eigener Erfahrung. Am Ende sind die Personen dann so verunsichert, dass sie körperlich krank werden. „Und das geht bis zum Selbstmord.“

Grundsätzlich könne jeder gemobbt werden, auch ganz junge und selbstbewusste Leute. Und: Es gibt, so inzwischen ihre Erfahrung, sehr viele gemobbte Leute - vor allem in höheren Positionen.

Auch wenn Elke Stügelmaier durch ihre Ausbildung viel in Wiesbaden ist und dort auch einer Selbsthilfegruppe angehört, ist sie überzeugt, dass es auch im Taunus Mobbing-Opfer geben muss. Jetzt ist sie auf der Suche nach einem Raum, der ihr auch von der Kirche oder Gemeinde zur Verfügung gestellt werden könnte, und nach Sponsoren, die Mitglied im VPSM werden wollen. Bei dem Verein erhalten die Menschen medizinische, juristische und psychische Unterstützung. Außerdem stellt der VPSM Schlichter zur Verfügung, die zwischen Arbeitgeber, Mobbing-Opfer und Kollegen vermittelt. Funktioniert dies nicht, kommt es zum Prozess. Im besten Fall erhält der Betroffene, der in den meisten Fällen den Betrieb verlassen will, eine Abfindung.

Auch Elke Stügelmaier wollte nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Heute gehe es ihr wieder gut, in ihrer Ausbildung lerne sie viele neue Dinge, erzählt sie. Im Januar möchte sie parallel noch eine Ausbildung zur psychosozialen Beraterin machen und dann selbständig in Betrieben oder pädagogischen Einrichtungen arbeiten. Probleme, einen Job zu finden, werde sie wohl nicht haben. „Vielleicht hat alles ja auch etwas Gutes.“

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VPSM - Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing e.V.
Am Burgacker 70, 65207 Wiesbaden
0611 - 54 17 37
beratung@vpsm.de
Mo-Fr: 10.00 - 18.00

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